Mit dem Vortrag «Measure, predict, act; a paradigm of genetics applied to livestock production now and into the future» wurde der World Congress on Genetics Applied to Livestock Production (WCGALP) eröffnet. In diesem Vortrag wurde die gesamte Bandbreite der Aufgaben von Nutztiergenetiker*innen zusammengefasst:
Neben den seit Jahrzehnten erfassten Produktionsmerkmalen, wie Milchleistung oder Schlachtleistung, werden seit einigen Jahren immer mehr Fruchtbarkeits-, Gesundheits- und Wachstumsdaten erfasst. Diese Informationen werden weiterhin wichtig für die Zuchtwertschätzung (ZWS) sein. In Zukunft sollen aber auch vermehrt schwierig zu erfassende Merkmale, wie zum Beispiel Futteraufnahme oder Methanemissionen, erhoben werden. So können Zuchtfortschritte erzielt werden. Zur Erfassung dieser Merkmale helfen Technologien wie Sensoren oder bildgebende Verfahren (z.B. Scanner für Schlachtkörper). Solche automatisierten Verfahren werden primär für die Datenerhebung in der Zucht angestrebt. Eine Herausforderung dieser neuen Phänotypen wird aber die riesige Datenmenge sein, die effizient verarbeitet werden muss.
Dank der genomischen Selektion sind im letzten Jahrzehnt Hunderttausende bis Millionen von Genotypisierungen verfügbar geworden. Durch die ständige Weiterentwicklung der Methodik und der technologischen Entwicklung, kann auch heute mit all diesen Daten eine ZWS mit genomischer Information in vernünftiger Zeit durchgeführt werden.
Züchter müssen sich künftig noch stärker mit der Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen auseinandersetzen, um den Zuchtfortschritt sicherzustellen oder die Risiken einer suboptimalen Leistung zu identifizieren. Zudem können sie helfen, die ZWS zu verbessern, indem sie die Datenerhebung möglichst präzise und vollständig durchführen. Die Produktivität und die Ernährung der Weltbevölkerung ist weiterhin sehr wichtig. Jedoch dürfen die Interessen der nichtlandwirtschaftlichen Gesellschaft nicht ausser Acht gelassen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass diese den Sinn der Landwirtschaft und somit den der Nutztiere nicht mehr versteht.
Die Genetiker*innen der Qualitas AG haben drei Themen ausgewählt, welche einen vertieften Einblick in die heutigen Trends der Tierzucht ermöglichen.
Am Weltkongress wurde die gesamte Bandbreite an Entwicklungen und Anwendungen der Single-Step-ZWS präsentiert.
Nicht nur Einzelgene und die Wahl der SNP-Marker wurden diskutiert, auch genomische Inzucht war wiederum ein grosses Thema. Weiter wurden auch dieses Mal mögliche kausale Varianten für diverse Merkmale vorgestellt.
Die Entwicklung neuer Merkmale passiert vor allem in den Bereichen Funktionalität und Umweltwirkung unserer Nutztiere. Die wichtigsten Stichworte dazu sind Gesundheit, Fruchtbarkeit, Futtereffizienz und Methan(CH4)-Ausstoss.
