Neu im Juli 2018: Update Zuchtwertschätzung Schlachtmerkmale

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Aufgrund der Bezahlungssysteme in den Schlachthöfen sollten Schlachtkörper bezüglich Fleischigkeit, Fettabdeckung und Schlachtgewicht bestimmte Anforderungen erfüllen. Sonst drohen Preisabzüge.

Eine Zuchtwertschätzung für Schlachtmerkmale beim Rind gibt es in der Schweiz seit 2004. Ausgewertet wurden bisher die Merkmale Nettozuwachs und Fleischigkeit, jeweils für Bankkälber und Banktiere. Das neue Modell berücksichtigt die Fettabdeckungsklasse Banktier bzw. Bankkalb als zusätzliches Merkmal.

Erstmals publiziert werden die Zuchtwerte aus dem neuen Modell im Rahmen des Publikationstermins am 9. Juli 2018. Im Detail sind die folgenden Punkte zu beachten:

  • Mehrmerkmalsmodell mit sechs Merkmalen: Fleischigkeit, Fettabdeckung und Schlachtgewicht jeweils für Bankkälber und Banktiere
  • Das bisherige Merkmal Nettozuwachs wurde durch das Schlachtgewicht ersetzt.

Foto: Mutterkuh Schweiz

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Es gibt mehrere Gründe für den Wechsel vom Merkmal Nettozuwachs zum Merkmal Schlachtgewicht. Zum einen wird zur Berechnung des Merkmals Nettozuwachs das Geburtsgewicht aus der Geburtsmeldung benötigt. 44% der Geburtsmeldungen erfolgen jedoch ohne Eintrag des Geburtsgewichts. International wird normalerweise mit dem Merkmal Schlachtgewicht gearbeitet. Die Anpassung des neuen Modells dient daher der internationalen Harmonisierung.

Datengrundlage

Insgesamt gehen in die aktuelle Auswertung rund 8 Mio. Records an Schlachtdaten ein. Die Varianzkomponenten wurden neu geschätzt und ergaben Erblichkeiten im mittleren bis hohen Bereich.

Die genetischen Korrelationen innerhalb Merkmalskomplex zwischen Banktier- und Bankkälbermerkmal sind hoch, dennoch deutlich kleiner als 1. Das bedeutet, dass Banktier- und Bankkälbermerkmale aus genetischer Sicht unterschiedlich sind und von verschiedenen Genen beeinflusst werden.

Die genetischen Korrelationen zwischen der Fettabdeckung und den anderen Merkmalen sind eher niedrig bis mittelmässig (Tabelle 1).

Erblichkeiten und genetische Korrelation
FKV FMT FETKV FETMT SGKV SGMT
FKV 0.50 0.83 -0.05 -0.17 0.52 0.29
FMT 0.56 -0.03 0.15 0.36 0.38
FETKV 0.31 0.73 -0.03 0.09
FETMT 0.36 -0.20 0.26
SGKV 0.22 0.63
SGMT 0.30

Tabelle 1: Erblichkeiten (grau) und genetische Korrelation (orange) für Fettabdeckung (FET), Fleischigkeit (F), Schlachtgewicht (SG), jeweils Bankkälber (KV) und Banktiere (MT).

Modell

Das Modell für die Auswertung der Schlachtmerkmale ist ein Mehrmerkmalsmodell mit zufälligem Tiereffekt. Berücksichtigt werden ausserdem die folgenden Effekte:

Geschlecht (fix)
Schlachthof (fix)
Klassierer für Fleischigkeit und Fettabdeckung (fix)
Betrieb*Jahr (zufällig)
Alter und Alter im Quadrat (als Covariablen)

Zusammenfassung

Das neue Modell ermöglicht eine züchterische Bearbeitung des Merkmals Fettabdeckung, dessen Erblichkeit sowohl beim Bankkalb als auch beim Banktier im oberen Bereich liegt. Ausserdem werden wegen der gemeinsamen Auswertung im Mehrmerkmalsmodell die Merkmale Schlachtgwicht und Fleischigkeit als Hilfsmerkmale für das Merkmal Fettabdeckung genutzt. Das selbe gilt in der umgekehrten Richtung und dient einer möglichst umfassenden bzw. maximalen Nutzung der erhobenen phänotypischen Daten.

Die Herkunft der Daten für die Zuchtwertschätzung Schlachtmerkmale ist verbandsübergreifend, d.h. es fliessen nicht nur Phänotypen von Schlachtereignissen aus Mitgliedbetrieben von Mutterkuh Schweiz ein. Damit erreichen wir eine vollständige Nutzung der erhobenen Phänotypen für züchterische Zwecke von der die Züchter, besonders jene aus dem Fleischrinderbereich profitieren.

Interessant sind die genetischen Trends in den unterschiedlichen Rassen. Dies werden wir in unserem nächsten Blogbeitrag diskutieren!