In unserer neuen Serie “Future is…” dreht sich alles um die Zukunft.
“Future is” ist die Bühne für unsere Nachwuchstalente, die bei der Qualitas AG ihre Berufsausbildung absolvieren, mit einem Praktikum ihr praktisches Know-how während oder nach dem Studium erweitern, ihre Bachelor- oder Masterarbeit bei uns schreiben oder den Einstieg ins Berufsleben wagen.
Was fasziniert dich an deinem Studium an der ETH am meisten?
Den Wettlauf zwischen verschiedenen Akteuren unserer wunderbaren Natur finde ich wahnsinnig spannend. Zum Beispiel können wir mit innovativen Ansätzen die Bedrohung durch Bakterien eindämmen, diese rüsten jedoch ihre Waffen, bevor wir unseren Erfolgstrunk verdaut haben. Ein wahres Spektakel also, das sich zu verfolgen lohnt. Im Bereich der Genetik fasziniert mich der enorme Fortschritt von der Sequenzierung bis hin zu Tools der Informatik, womit die enorme Datenflut analysiert werden kann. In Vorlesungen der Tierphysiologie haben wir ausserdem einen vertieften und spannenden Einblick in den Hormonhaushalt und die Laktation der Kühe erhalten. Da die eingeschränkte Fruchtbarkeit zu einem der Hauptgründe für die Schlachtung der Tiere zählt, waren diese Grundlagen sehr wertvoll. Auch wurden wir mit der aktuellen Methanproblematik vertraut und haben bei Prof. Michael Kreuzer die Komplexität dahinter kennengelernt.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Praktikum bei der Qualitas AG zu machen?
Es ist Bestandteil des Masters, während vier Monaten ein Praktikum zu absolvieren. Nach dem Bachelor wollte ich eher in der Tierernährung Fuss fassen, habe aber während den Mastervorlesungen gemerkt, dass mich die Genetik mehr interessiert. Vorallem die Forschung hat mich in diesem Bereich mehr angesprochen. Ich belegte eine Vorlesung bei Peter von Rohr, in der wir mehr über die züchterischen Grundlagen und die Berechnungen der Zuchtwerte gelernt haben. Eine weitere Vorlesung bei Prof. Hubert Pausch bezog sich mehr auf die Genomik und die Forschung in diesem Bereich. In der Vorlesung bei Peter von Rohr wurden wir darauf hingewiesen, dass es möglich ist, bei der Qualitas AG ein Praktikum zu machen.
Woran arbeitest du gerade bei der Qualitas?
Ich beschäftige mich mit Selektionssignaturen bei verschiedenen Rassen der Schweizer Rinderpopulation. Die Idee ist es, Regionen auf dem Genom zu identifizieren, die aufgrund natürlicher oder künstlicher Selektion eine reduzierte Vielfalt aufweisen. Diese Regionen können auf neue Gene hinweisen, die zum Beispiel wichtig für die Anpassungsfähigkeit an eine neue Umgebung sind. In unseren Schweizer Rinderpopulationen könnte dies Aufschluss über den Selektionsvorteil der jeweiligen Rasse geben. Auffällige Regionen sind aber mit Vorsicht zu geniessen, denn auch andere Prozesse wie zum Beispiel Inzucht können diese Effekte nachahmen. Wichtig ist auch das Wissen über die Geschichte der Rasse, da auch Prozesse wie Flaschenhals oder Gründereffekt die genetische Vielfalt verringern können.
In der folgenden Abbildung ist das Analyseresultat der Rasse Limousin abgebildet. Höhere Werte sollen Regionen mit reduzierter genetischer Vielfalt darstellen und auf mögliche Selektionen hinweisen. Auf dem Chromosom 2 konnten wir ausserdem das Gen Myostatin finden, welches das Muskelwachstum hemmt. Mutationen in diesem Gen führen jedoch dazu, dass die Muskelmasse zunimmt. Der Peak auf Chromosom 2 war also zu erwarten, denn Limousin ist eine Fleischrasse und wurde in der Vergangenheit darauf gezüchtet.
Wie profitierst du von deinem Praktikum bei der Qualitas?
Ich profitiere in vielen Aspekten von meinem Praktikum bei der Qualitas. Ich würde zwar meine Programmierkünste noch nicht vermarkten, habe aber grosse Fortschritte gemacht. Ausserdem schätze ich, dass ich selbst viel ausprobieren konnte und bei Fragen immer unterstützt wurde. Anhand der Literaturrecherche habe ich einen vertieften Einblick in die Genomik erhalten und konnte anschliessend selbst Analysen durchführen. Da ich zuvor noch nie mit so grossen Datenmengen gearbeitet habe, konnte ich auch dabei viel dazulernen. Das Arbeitsklima im Team war sehr angenehm und man unterstützt sich gegenseitig. Es finden immer wieder interne Schulungen oder Meetings statt, an denen der Austausch noch vertieft wird. Während meines Praktikums konnte ich ausserdem als Helferin bei der EAAP in Davos dabei sein. Es war spannend, umgeben von so vielen Tierwissenschaftlern zu sein. Wer zuvor als «Name et al.» aus meinen Literaturrecherchen bekannt war, bekam plötzlich ein Gesicht (mit Maske).
Was sind deine Hobbys?
Ich gehe sehr gerne spazieren und kann dabei meinem sportlichen Defizit wenigstens ein bisschen entgegenwirken. Ausserdem spiele ich Orgel in der Kirche, was unter anderem auch ein gewisses Mass an Beintätigkeit erfordert. Ich liebe den Klang der Orgel und bin immer wieder fasziniert, was eine Pfeife mit vielen Pfeifen zustande bringen kann. Ich besuche sehr gerne Orgelkonzerte in grossen Kirchen und anderen Ländern, was natürlich meist als Ausrede für einen kurzen Weekendtrip genutzt wird und dementsprechend völlig gerechtfertigt ist.
Ich verreise sehr gerne und arbeite manchmal gegen Kost und Logis auf einem Bauernhof. So war ich schon etliche Male in Irland, aber auch in Dänemark und England konnte ich viele Erfahrungen, auch in Bezug zur Landwirtschaft, sammeln. Für meine Zukunft bleibt also noch offen, ob ich tiefer in die Genforschung eintauche oder doch als irische Bäuerin fernab der Zivilisation meine Ruhe geniesse.