Projekt „CH4COW“

Blog

Im Jahr 2023 verursachte die Landwirtschaft in der Schweiz Treibhausgasemissionen von insgesamt 6,1 Millionen Tonnen CO-Äquivalenten. Dies entspricht etwa 15 % der gesamten inländischen Emissionen, die sich auf 40,8 Millionen Tonnen CO-Äquivalente beliefen (BAFU). Für die Methanemissionen in der Schweiz ist die Landwirtschaft mit über 80% verantwortlich. Schätzungen zufolge verursachen Milchkühe ca. 50% der gesamten Methanemissionen aus der Landwirtschaft. Die Schweiz soll ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden (Netto-Null-Ziel). Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt werden.

Methanemissionen bei Milchkühen können direkt auf Tierniveau reduziert werden – etwa durch Änderungen in der Fütterung oder durch den Einsatz von Futterzusätzen.  Diese Massnahmen ermöglichen zwar eine schnelle Reduktion der Emissionen, haben jedoch keinen nachhaltigen Effekt: Sobald die Zusatzstoffe abgesetzt werden, steigen die Emissionen wieder auf das ursprüngliche Niveau. 
 
Im Gegensatz dazu bietet die Zucht von methaneffizienteren Tieren einen langfristigen und nachhaltigen Ansatz. Genetisch effizientere Tiere bleiben ihr Leben lang effizient, und ihre Nachkommen erben diese Eigenschaften, was zu einer Effizienzsteigerung über Generationen hinweg führt. Studien aus dem Ausland zeigen, dass die Heritabilität (Erblichkeit) von Methanemissionseigenschaften im mittleren Bereich liegt – vergleichbar mit anderen Merkmalen wie Langlebigkeit oder Zellzahl, die bereits erfolgreich in Schweizer Zuchtprogrammen verbessert wurden. 
 
Die Arbeitsgemeinschaft Schweizer Rinderzüchter (ASR) entwickelt derzeit eine eigene Strategie zur Reduktion von Methanemissionen in der Rinderzucht und hat Anfang 2024 das Projekt CH4COW gestartet. 

Am besten kann der Methanausstoss im Melkroboter erfasst werden (Bild: swissherdbook) 

Projektübersicht

Im Zentrum des Projektes steht die Entwicklung einer standardisierten Methan-Phänotypisierung direkt auf Praxisbetrieben, um eine Referenzpopulation für Methaneffizienz in der Schweiz aufzubauen. Daraus abgeleitet soll eine Zuchtwertschätzung entwickelt werden.

  • Es werden Methansensoren („Sniffer„) auf 64 Milchviehbetrieben – mehrheitlich mit Melkrobotern installiert.
  • Etwa die Hälfte der untersuchten Tiere gehört zur Rasse Holstein, die andere Hälfte zu Brown Swiss.
  • Auf einigen dieser Betriebe befinden sich die Sensoren direkt an der Futterstation.
  • Die ASR koordiniert die technische Umsetzung auf den Betrieben.
  • Qualitas AG entwickelt die Dateninfrastruktur, berechnet die Methan-Phänotypen, erweitert ihre Datenbank, führt genetische Analysen durch und übernimmt das Projektmanagement.

Finanzierung

Die Gesamtkosten des Projekts betragen rund 1.5 Millionen CHF. Davon werden:

  • etwas mehr als 50 % vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) übernommen.
  • Der Rest wird durch kantonale Behörden und durch die ASR selbst finanziert. 

Die Sniffernase wird in der Futterkrippe des Melkroboters platziert (Bild: Beat Bapst) 

Bedeutung für die Schweiz

CH4COW bildet den Startpunkt für eine nationale Zuchtstrategie zur Methanreduktion in der Milchwirtschaft und steht im Einklang mit dem Klimaziel der Schweiz. Darüber hinaus bietet das Projekt eine Plattform für die zukünftige Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Projekten – auch über die Tierzucht hinaus. Es zeigt auf proaktive Weise, dass die Schweizer Milchviehzucht Verantwortung übernimmt und innovative Lösungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen anstrebt. 

Kontaktpersonen

  • Beat Bapst (Projektleiter), Qualitas AG – beat.bapst@qualitasag.ch
  • Adrien Butty, Qualitas AG – adrien.butty@qualitasag.ch
  • Timothée Neuenschwander, ASR/Holstein Switzerland – neuenschwander@holstein.ch